Gefährliche Rassen – Finger weg!
Wenn man sich so umhört, könnte man meinen, es wäre so einfach, Hundebisse zu verhindern. Man verbietet einfach bestimmte Rassen (zB Staff, AmStaff, Rottweiler) und niemand wird je wieder verletzt oder gar getötet.
Das kann nur jemandem einfallen, der sich kein Wissen aneignen will sondern lieber einen Sündenbock hinstellt (wurde übrigens innerhalb der menschlichen Art schon oft genug genauso gemacht).
Gibt es also gefährliche Rassen?
Die gibt es, sie sind allerdings nicht gefährlich für die menschliche körperliche Gesundheit, sondern für den Geldbeutel und die mentale Gesundheit, denn mit ihnen zu leben ist sehr belastend. Es handelt sich um Qualzuchten!
Hunde der Rassen Mops, Bulldogge (va Französische, Englische), Shar Pei, Deutscher Schäferhund (Showlinie) und einige andere fristen ein Leben in Schmerzen und mit erheblichen Behinderungen.
Sie können sich nicht normal verhalten (schnüffeln… das natürlichste der Welt zB), werden von anderen Hunden meist schlecht oder falsch gelesen, weil sie keine oder eingeschränkte körpersprachliche Möglichkeiten der Kommunikation haben und müssen nicht selten mehrfach operiert werden um überhaupt lebensfähig (von gesund keine Rede) zu sein.
Wenn also Rassen verboten werden, dann doch bitte endlich diese!
Was ist jetzt aber mit den Rassen auf diversen Listen?
Hier wird davon ausgegangen, dass die Genetik allein für Verhalten verantwortlich ist.
Das wäre als würde man davon ausgehen, dass ein Lichtschalter automatisch Licht macht (ohne, dass ihn jemand betätigt).
Die Genetik kann nur Möglichkeiten liefern. Welche der verschiedenen gelieferten Möglichkeiten aktiviert wird, bestimmt die Epigenetik (also die Erfahrungen, die das Lebewesen macht). Die Epigenetik ist also die Hand, oder Pfote, die den Lichtschalter betätigt, sodass es hell wird.
Wollen wir also einschätzen, ob sich ein Hund in unserer Mensch angepasst verhalten wird, müssen wir uns die Geschichte des Hundes anschauen.
Was durfte dieser Hund von Geburt an kennenlernen („Hobbyzuchten“, wo die Hunde in einer Box eingesperrt ihre ersten 8 Wochen verbringen haben hier einen riesen Nachteil)?
Wie wurde mit ihm trainiert?
Wie ist der allgemeine Umgang in der Familie mit ihm?
Besonders die letzten beiden Fragen werden oft mit „harter Hand“ beantwortet.
Viel zu viele „Hundetrainer“ arbeiten nach veralteten Methoden und eignen sich kein Wissen an (hierzu gehört auch der Großteil der Vereine). Sie bringen den Hunden nach Schema F Übungen bei, die im Alltag oft gar nicht gebraucht werden.
Die Hunde lernen diese auf dem Hundeplatz und können sie dann nur auf dem Hundeplatz. Fragen der Halter zum Verhalten können nicht beantwortet werden, weil Wissen über Verhalten fehlt.
Im Alltag wird der Hund dann oft gedeckelt.
Es wird also versucht durch Strenge ein gewisses Verhalten zu unterdrücken (jagen zB). Das führt dazu, dass sich immer mehr Stress im Hund aufbaut und irgendwann kann sich der Hund dann eventuell nicht mehr zusammenreißen und wir sehen das Verhalten deutlich verstärkt zurückkommen.
Das betrifft jedoch nicht nur Listenhunde.
Was können wir also sinnvoll tun, um unsere Hunde sicher durch die Welt zu führen?
Wir müssen uns von Konzepten verabschieden, die zu einer Zeit entworfen wurden, wo der Hund am Hof gelebt hat und nichts können musste. Die Übungen (die bis zum heutigen Tag in den Hundeschulen gelehrt werden) mussten nur auf dem Hundeplatz funktionieren, denn es diente mehr der gemeinsamen Beschäftigung als der Alltagstauglichkeit.
Zudem müssen wir endlich aufhören, die Hunde in Korsetts zwingen zu wollen und bei „Ungehorsam“ zu aversiven Strafmaßnahmen (körperliches Bedrängen, Leinenrucks, Schlagen, Treten, Zwicken, Abbinden von Körperteilen, Anschreien,…) zu greifen.
Das klingt überzogen?
Täglich kommen Menschen zu mir, die genau das in ihrer vorherigen Hundeschule bzw vom vorherigen Trainer gesehen haben.
Wir wissen, wie Lebewesen lernen!
Wir können uns dieses Wissen zunutze machen, und einen gewaltfreien Umgang mit unseren Hunden pflegen.
Nicht nur der Sicherheit willen sondern auch, weil es im Zusammenleben deutlich mehr Spaß macht.
Und wer immer noch die Genetik im Hinterkopf hat, hier noch ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Pitbulls (inkl Staff, AmStaff usw).
Sie heißen Pitbulls, weil sie für Hundekämpfe (der Ring heißt „Pit“) gezüchtet wurden.
Um dafür bereit zu sein, wurden die Hunde bereits im Alter von wenigen Wochen massiv misshandelt (von Menschen). Sie mussten Methoden ertragen, die wir in der menschlichen Welt als Folter einkathegorisieren würden.
Hätte sich ein Hund während diesen Torturen oder im Ring gegen einen Menschen gewandt, wäre er sofort getötet worden (und damit aus der Zucht genommen). Hierbei muss betont werden, dass die Hunde im Ring auf höchstem Erregungslevel und mit Tötungsabsicht agieren.
Sich da gegen einen Menschen zu wenden, der „stört“, wäre völlig natürlich. Und dennoch haben sie es nicht getan.
Das zeigt vielleicht noch ein wenig deutlicher, dass die Genetik nicht ausschlaggebend für Verhalten ist.
Wir brauchen uns also nicht vor einzelnen Rassen fürchten, sondern brauchen ein Auge dafür, wie ein Hund behandelt wird.
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