Ist ein aggressiver Hund böse?

Aggression beim Hund verstehen

 

Aggression klingt erstmal immer nach einem bösartigen Hund. Unser Gehirn baut bei diesem Wort sofort ein Bild von Cujo und dieses Bild ist normalerweise verbunden mit Angst.

Wir wollen unsere Hunde als diese wundervollen Tiere sehen, die einfach nichts mit diesem Bösen, dieser Aggression zu tun haben. Doch so funktioniert das Leben nun mal nicht und unsere Hunde können, wie jedes andere Lebewesen, Aggression zeigen.

Deshalb möchte ich dir mit diesem Blog Artikel eine vielleicht etwas andere und angenehmere Sichtweise auf Aggression schenken.

 

Aggression ist erstmal keine Charaktereigenschaft. Es gibt also keinen immer aggressiven Hund. Ein solcher Hund würde nicht lang überleben, denn Aggression ist ein sehr Energie aufwändiges Verhalten. 

Es geht also um Verhalten, das in bestimmten Situationen und mit einem bestimmten Zweck auftaucht. Hunde sind, wie wir Menschen auch, nicht grundlos aggressiv (medizinische Gründe im Gehirn erstmal außen vor).

Was ist also der Grund für Aggression? Was will der Hund damit erreichen?

Aggression dient der Distanzvergrößerung. Das bedeutet, der Hund möchte mehr Abstand zwischen sich und dem Ziel seiner Aggression schaffen.

Die Emotion hinter der Aggression ist dabei Wut, die jedoch meist aus Angst entsteht.

 

Der Hund fürchtet sich also vor etwas (das kann auch nur ein kurzes Erschrecken bei genereller Anspannung sein) und reagiert mit Abwehr. Er verteidigt sich also gegen das Gefährliche.

So geht es auch uns, wenn wir zB im Straßenverkehr geschnitten werden. Diese etwas gefährliche Situation triggert uns zu einem kurzen Moment des Beschimpfen oder zu unhöflichen Handzeichen in Richtung des anderen Fahrers.

Passiert uns diese Szene an einem Tag, wo wir völlig entspannt dahin cruisen, werden wir vermutlich kurz Erschrecken und nicht mit Aggression regieren, sondern den anderen Wagen einfach fahren lassen.

Sind wir allerdings gestresst, spät dran und generell etwas unsicher beim Autofahren, werden wir schneller und heftiger auf dieselbe Situation reagieren.

 

Genau dasselbe passiert auch mit unseren Hunden.

Sie sind uns also mal wieder näher, als wir glauben.

Möchten wir alle, dass unsere Hunde besonnener reagieren, können wir uns erst einmal den allgemeinen Stresspegel des Hundes ansehen.

Geht es ihm körperlich gut (Schmerzen sind eine sehr häufige Ursache für Aggression)?

Sind seine Bedürfnisse so gut wie möglich gestillt (auch Frust über ständige Einschränkungen kann für die Aggression verantwortlich sein)?

Fühlt sich der Hund in der Umgebung, mit den anwesenden Lebewesen und in der jeweiligen Situation sicher?

 

Besonders beim letzten Punkt sind wir beim Thema Vertrauen angelangt. Je größer das Misstrauen, desto schneller reagiert ein Lebewesen in einer beängstigenden Situation mit Aggression.

Unsere Aufgabe ist es also, eine vertrauensvolle Bindung mit unseren Hunden aufzubauen, sodass sie sich auf uns verlassen und sich in unserer Gegenwart wohlfühlen können. Dann brauchen sie nämlich keine Aggression uns gegenüber und wir können ihnen leichter helfen, sie auch in anderen Situationen nicht mehr zu brauchen, weil wir ihnen die nötige Sicherheit geben.

 

Doch wie bekommen wir so eine sichere Bindung?

Einerseits, indem wir die Bedürfnisse unserer Hunde erkennen und so gut wie möglich befriedigen. Das wird uns nicht immer gelingen, und wenn es mal nicht möglich ist, können wir eine Alternative anbieten, die zumindest ähnlich ist (zB ein Leckerli jagen statt dem Reh).

Andererseits, indem wir zuverlässig, sicher und vertrauenswürdig sind.

Das schaffen wir, indem wir im Umgang mit dem Hund freundlich bleiben. Hierbei geht es nicht nur um Training, sondern um den ganzen Alltag.

Und das ist manchmal gar nicht so einfach, denn auch wir handeln nach unseren Emotionen und wenn wir noch kein Gefühl dafür haben, wann wir unfreundlich und reaktiv werden, kann das schnell zu Handlungen führen, die uns danach Leid tun.

Keine Sorge, auch wir können üben, uns zu stoppen, bevor wir unüberlegt und im Affekt handeln.

 

Für unser Training im Speziellen brauchen wir dann eine große Portion Geduld, eine gute Beobachtungsgabe (die bekommen wir am schnellsten über Videos) und die richtigen Belohnungen.

So können wir beispielsweise Abstand super als Belohnung einsetzen, wenn unser Hund normalerweise seinen Napf verteidigt und diesmal Beschwichtigungssignale (zB über die Nase schlecken) zeigt.

 

Du siehst, Aggression ist in den meisten Fällen in den Griff zu bekommen und ein Hund der aggressives Verhalten zeigt ist nicht böse sondern weiß sich einfach nicht anders zu helfen in der Situation.

Dennoch kann ein Leben mit aggressivem Hund sehr beängstigend für uns Menschen sein und deshalb ist es deutlich einfacher, sich dieser Herausforderung nicht allein zu stellen.
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