Fremde Hunde – soll ich meinen hinlassen?

Man kann es gar nicht oft genug sagen, die Hundebegegnungen an der Leine in unserem Alltag sind für Hunde etwas sehr unnatürliches.

Man begegnet dabei einem fremden Artgenossen geradlinig, schnell und mit zu wenig Abstand.

Für Hunde ist das eine sehr unhöfliche Annäherung.

 

Daher müssen sie erst lernen, wie sie so eine Situation überstehen, ohne eine Auseinandersetzung erwarten zu müssen.

Manche Hunde haben schon als Welpe gelernt, dass sie zu jedem anderen Hund hin können/müssen. Ich hab sogar mal erlebt, dass eine Frau mit ihrer Pinscher-Hündin vor meiner Haustür auf mich gewartet hat, um mir zu sagen, wie arm mein Hund bei mir ist. Er dürfe ja zu keinem anderen Hund hin obwohl er ja so lieb sei… völlig missachtend, dass mein Hund während ihrem Monolog schon immer wütender am Eskalieren war.

Dieselbe Frau habe ich dann mal in Aktion erlebt. Während ich mit meinem Hund auf der Seite gewartet habe, bis andere Menschen/Hunde vorbeigehen, ist sie mit ihrer Hündin gerade drauf zu.

Dabei ist die Hündin mit eingekniffenem Schwanz am Boden rutschend, mit Angstgesicht und Demutsgesten, frontal auf den anderen Hund zugekrochen um sich anschnüffeln zu lassen (was sie so gut es ging versucht hat zu vermeiden bzw zu ertragen).

Frauchen war natürlich super stolz und hat sie noch animiert.

Diese Hündin hatte offenbar gelernt, dass sie zu jedem Hund Kontakt suchen muss.

 

Ein Häufchen Elend… das war mein Gedanke zu der Situation.

 

Natürlich ist Sozialisation eines Welpen wichtig und er soll auch möglichst viele verschiedene Hunde kennenlernen. Doch mit so einer Taktik (zu jedem hin müssen), wird jede Begegnung zur Horrorvorstellung. Ein größerer Hund könnte aber auch lernen: wenn ich möglichst mit Karacho auf den anderen „losgehe“, tut der mir nix sondern reagiert so wie die kleine Hündin. Wir haben einen Mobber kreiert…

 

Das andere Extrem wäre: der Hund darf zu keinem anderen Hund hin.

Auch das ist für das Sozialverhalten nicht besonders förderlich.

 

Was ist also richtig?

 

Für mich gilt: kein Nahkontakt mit fremden Hunden.

Warum?

Weil leider viele Halter ihre Hunde nicht gut einschätzen können. Besonders große, grobe Hunde werden als total freundlich beschrieben und für kleinere Artgenossen wird ein Nahkontakt dann schnell zur Gruselvorstellung.

 

Das heißt aber nicht, dass es nie Kontakt zu anderen Hunden (nicht im eigenen Haushalt) gibt. Dabei reichen Hunden im Normalfall ein paar gute Freunde, die man mehr oder weniger regelmäßig trifft.

Suchst du also nach Hundekumpels kannst du dich ja mal bei Freunden, Familie, Nachbarn oder auch in Social Media umschauen.

Frag die Leute genau, wie sich der Hund bei Begegnungen verhält und hör aufmerksam zu. Die meisten Menschen reden ohnehin gerne über ihre Lieblinge.

Klingt die Beschreibung gut, wäre mir noch der Umgang wichtig. Denn auch ein grober Umgang der anderen Person mit ihrem Hund, kann einschüchternd auf deinen eigenen wirken.

Passt alles in der Theorie gut zusammen, ist ein erstes Treffen möglich.

 

Meine Lieblingsvariante hierbei ist erst ein Social Walk ohne Kontakt um zu sehen, ob sich die Hunde überhaupt interessant finden und wie beide aufeinander reagieren (Höflichkeit?).

Entweder man geht dabei in Richtung einer oft leer stehenden Hundezone oder man kann die Hunde frei laufen lassen.

Hierbei sollte bei beiden Hunden ein Rückruf gut klappen, denn möglicherweise ist eine Spielunterbrechung durch die Halter nötig.

Gerade bei ersten Treffen junger Hunde können sie oft die Pausen nicht so gut einhalten. Dabei brauchen sie dann Unterstützung.

 

Klappt das gut, steht regelmäßigen Treffen nichts mehr im Wege (sofern du natürlich auch Frauchen sympathisch findest).

 

Aber was ist mit Spaziergruppen?

Für mich sind sie eher als schwierig einzustufen.

Hier kommen viele Hunde zusammen, die sich anfangs noch nicht kennen. Es ist dabei viel Management nötig und die Hunde müssen sehr genau beobachtet werden, um Konflikte frühzeitig zu erkennen.

Abgesehen davon, dass für viele Hunde eine ganze Gruppe fremder Artgenossen erst einmal einschüchternd ist.

Leider wird da oft zu wenig Beachtung auf das Wohlbefinden gelegt und mehr nach dem Motto: „Der gewöhnt sich schon dran, die machen sich das eh aus“ agiert.

Das ist allerdings für keinen Beteiligten eine schöne Erfahrung.

 

Und Kontakt an der Leine?

Hierzu gibt es immer wieder hitzige Diskussionen und es gibt keine richtige Antwort.

Außer bei Flexileine. Da steht Nahkontakt nicht zur Diskussion, denn das ist extrem gefährlich.

Kannst du deinen Hund aber nicht ableinen und du möchtest ihm Kontakt an der Leine ermöglichen, ist ein geschicktes Händchen auf deiner Seite und beim anderen Halter nötig.

Die Leinen sollten sich nämlich nicht verwickeln, sonst finden sich die Hunde schnell in einer geringen Distanz ohne Ausweg wieder… sehr Konfliktträchtig.

Ist der andere Hund frei, hast du das Problem natürlich nicht.

Der Kontakt sollte an der Leine allerdings eher kurz ausfallen, denn wenn die Hunde auf die Idee kommen zu spielen, kommt Frust dazu (weil geht ja mit der Leine nicht).

Ist das alles ok für dich, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund, Kontakt an der Leine prinzipiell zu verweigern.

Doch auch hier würde ich keinen Kontakt mit fremden Hunden zulassen.

 

Bist du dir unsicher, wie du es vermeidest, dass andere Leute ihre Hunde herlaufen lassen, hast du mehrere Möglichkeiten.

Erfinde eine Krankheit, die du deinem Hund andichtest. Flöhe oder Zwingerhusten zB. Da nehmen viele ihre Hunde recht schnell weg.

Um das Rufen oder Anleinen zu bitten klappt dagegen leider nur selten. Oft führt das zu einer Diskussion, warum die doch unbedingt Kontakt haben müssen.

Eine andere Möglichkeit ist, deinem Hund beizubringen, dass du anderen etwas entgegen wirfst und dann dem anderen Hund eine Handvoll Futter oder einen Ball zu werfen.

Die 3. Variante ist das Namensspiel, wobei der andere Hund einfach eingebaut wird. Den eigenen kannst du hierbei hinter dir platzieren.

Viele Menschen sammeln ihren Hund recht zügig ein, wenn Futter ausgeteilt wird.

 

Und bitte lass dir nie sagen, du machst etwas falsch, weil du durch solche Aktionen Kontakt vermeidest. Du bist in erster Linie für deinen Hund und dessen Wohlbefinden verantwortlich. Wenn andere Leute ihrer Verantwortung nicht nachkommen und das auf dich abwälzen wollen, ist das deren Problem 😉

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