Hund und Katze im veganen Haushalt
Drama, Grundsatzdiskussion oder doch alles ganz entspannt?
Heute möchte ich dich einladen ein wenig in unseren Haushalt hinein zu spitzeln. Das Thema Ernährung beim Hund wird ja sehr ausgiebig und heiß diskutiert.
Mancher Hundehalter möchte es schön einfach haben, füttert Trockenfutter und fragt sich, was das alles soll. Ein anderer legt viel Wert auf Ernährung, Gesundheit, das Zusammenspiel dieser beiden und der Vorbeugung von altersbedingten (Gelenks-)erkrankungen.
Diese beiden Fraktionen liefern sich teilweise einen Kampf in diversen Foren und FB-Gruppen, dass man sich wirklich fragt, wo die guten Manieren oder auch der Respekt den Mitmenschen gegenüber geblieben ist.
Fairerweise muss man festhalten, dass hier extrem viel Geschmackssache (mehr beim Menschen als beim Hund) eine Rolle spielt.
Das ist vermutlich der Grund warum so heftig diskutiert wird. Sicher könnten sich beide Fraktionen in die jeweils andere hinein versetzen, doch oft wird das gar nicht erst versucht, denn dann müsste man der eigenen Ansicht Schwächen zugestehen. Denn wo eine Ernährungsform Vorteile hat liegen die Nachteile der anderen.
Wer beispielsweise behauptet, barfen ist nicht mehr Aufwand als Fertigfutter zu servieren, der lügt sich selbst etwas vor (außer natürlich, man bestellt Fertigmischungen beim BARF-Shop).
Was ist nun aber die richtige Ernährung?
Wie so oft im Leben, ist das schwer zu beantworten. Ich bin selbst überzeugt vom Barfen, weil ich weiß, was verfüttert wird, ich kann Zusätze beimengen oder weglassen, wie es der einzelne Hund gerade braucht und mit Hilfe einer guten Ernährungsberaterin super auf individuelle Bedürfnisse und Krankheiten eingehen.
Allerdings muss ich zugeben, als vegane Tierschützerin ist mir diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Mehr als einmal habe ich das Barfen wieder gelassen, weil die Dose nun einmal nicht so sehr an das getötete Tier erinnert und wesentlich weniger Aufwand bedeutet.
Immerhin verbringe ich alle 2 Wochen gute 2 Stunden in blutigen, stinkenden Leichenteilen herumzuwühlen um für momentan 4 Hunde Futter zu portionieren. Bei den Katzen ist das Portionieren sogar häufiger nötig, dafür weniger aufwändig.
Warum nimmst du dann kein veganes Fertigfutter?
Das ist recht schnell beantwortet. Ich habe bisher noch kein veganes Futter entdeckt, das meinen Ansprüchen entsprechen würde.
Zwar gibt es hier ständig Verbesserungen, trotzdem überzeugt mich diese Variante bisher nicht wirklich. Bei der Fütterung der Katzen kommt es für mich überhaupt nicht in Frage pflanzlich zu füttern, denn der Verdauungstrakt ist immer noch sehr auf Fleisch spezialisiert.
Hunde haben sich zwar in der Evolution sehr uns Menschen angepasst und das merkt man auch bei der Verdauung (aus einem Fleischfresser wurde ein Allesfresser mit Hauptaugenmerk auf Fleisch geworden). Der Hund kann durch diese Anpassung zB Kohlehydrate wesentlich besser verdauen als der Wolf und auch sein Bedarf an Nahrungsbestandteilen hat sich verändert. Trotzdem möchte ich meine Hunde nicht komplett vegan oder vegetarisch ernähren.
Und anderes Fertigfutter?
Wie schon erwähnt, bin ich ein paarmal vom Barfen wieder auf Dose umgestiegen, weil mein Gewissen das so wollte. Allerdings ist mir irgendwann klar geworden, dass Tierschutz beim eigenen Tier beginnen sollte. Ich bin zuerst für die Lebewesen verantwortlich, die bei mir leben.
Und ich bin überzeugt, dass damit eine fleischhaltige Ernährung notwendig ist.
Trotzdem kann ich verstehen, wenn sich jemand diese Mühe ersparen möchte und hochwertige Dose füttert (eindeutige Deklaration, keine unnötigen Zusatzstoffe, kein Zucker).
Warum kein Trockenfutter?
Tatsächlich ist für mich Trockenfutter ein rotes Tuch. Das hat mehrere Gründe.
- Der Hund hat damit einen deutlich erhöhten Wasserbedarf, der weder durch einweichen, noch durch mehr Trinken gedeckt werden kann.
- Zusatzstoffe (die der Ernährung nicht dienlich sind) sind notwendig um die Form der Kroketten möglich zu machen
- Beim Herstellungsprozess werden viele Nährstoffe zerstört
Fehler beim Barfen
Natürlich ist diese Form der Ernährung (wie auch Kochen) sehr Fehleranfällig. Die Rationen können falsch berechnet werden. Zusatzstoffe können vergessen oder überdosiert werden usw.
Daher ist für mich sehr wichtig, zumindest am Anfang, bei Welpen und kranken Hunden eine Ernährungsberaterin zu konsultieren.
Mit so einer professionellen Unterstützung sollte eigentlich nichts mehr schief gehen. Und wer ganz sicher gehen möchte, kann beim Tierarzt regelmäßig ein Nährstoffprofil erstellen lassen.
Erfolg
Ich hatte das Privileg in meiner beruflichen Laufbahn schon viele Hunde belgeiten zu dürfen. Da ich im Hundehospiz gearbeitet habe, waren viele davon alt und krank (Nieren, Leber, Herz, IBD, Diabetes, Epilepsie, Gelenkerkrankungen usw). Zusätzlich liebe ich Senioren besonders und nehme immer wieder gezielt alte Hunde bei mir auf.
All diese Hunde kamen aus Haltungen mit schlechter Ernährung (billiges Fertigfutter, Abfälle) und alle wurden auf rohes oder gekochtes Futter umgestellt.
Jeder von ihnen (insgesamt über 20 Hunde), zeigten eine erhebliche Verbesserung im äußeren Gesamteindruck und auch im Blutbild. Natürlich brauchten sie alle Medikamente, denn Schmerzen heilen oder Krankheiten verschwinden lassen ist durch Ernährung allein oft nicht möglich. ABER besonders die Hunde mit IBD und Leberproblemen konnten nach einiger Zeit als „geheilt“ angesehen werden (also die Untersuchungen waren ohne Befund und es wurden keine Medikamente benötigt).
Unverträglichkeiten
Es mag sein, dass diese 20 Hunde pures Glück waren, doch für meine Erfahrung ist es eine Erfolgsquote von 99%. Das eine % bleibt auf der Strecke, weil mein erster Senior immer wieder mit wechselnden Unverträglichkeiten zu kämpfen hatte.
Je nach Gesundheitszustand (auch der Eltern => Genetik), Haltungsbedingungen und Ernährung im bisherigen Leben können mehr oder weniger Unverträglichkeiten entstehen. Oft wird dann irgendein gut verträgliches Futter empfohlen und gefüttert, ohne zu hintergründen. Das halte ich für fatal, denn möglicherweise wird das neue Futter zwar vertragen aber gesund ist es bei weitem nicht. Auf lange Sicht begünstigt man so möglicherweise Krankheiten.
Viel Sinnvoller ist dagegen kinesiologisch austesten zu lassen, worauf der Hund reagiert oder eine Ausschlussdiät zu machen. Bei der Ausschlussdiät wird dem Hund mehrere Wochen nur 1 ungewöhnliche Sorte Fleisch und 1 Sorte Kohlehydrate gefüttert (zB Känguru mit Buchweizen). Verträgt der Hund das gut, wird nach und nach jeweils 1 neuer Bestandteil hinzugefügt und überprüft, ob der Hund reagiert. Ist das der Fall, liegt eine Unverträglichkeit vor.
Bei kinesiologischem Austesten erspart man sich diese Prozedur, jedoch sollte das eine fachkundige Person übernehmen um wirklich sicher zu gehen.
Fazit
Wie du siehst, ist dieses Thema zurecht heiß diskutiert und Fehler sind möglich aber vermeidbar. Ich würde persönlich nicht mehr vom selbst zubereiteten Futter weggehen wollen, solange es so gute Ergebnisse bringt. Allerdings kann ich verstehen, wenn der Aufwand für dich zu viel ist. Dann würde ich dir aber empfehlen auf hohe Qualität bei der Auswahl der Dose und eine genaue Deklaration zu achten.
Und falls der Preis für dich ein Kriterium ist, kann ich dir nur sagen, dass in meinem Haushalt sogar Trockfutter teurer kommen würde, obwohl ich ausschließlich Weidetier oder sogar Bio füttern.
Das einzige, wo ich wirklich in der Ernährung viel Geld ausgeben sind Gelenkzusätze (Weihrauch, MSM, Grünlippenmuschelpulver, tv Teufelskralle, Collagile), weil leider jedes meiner Tiere so seine Baustellen hat.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Einlesen in dieses spannende Thema und hoffe, du findest die Ernährung, die deinen Hund so wundervoll alt und grau werden lässt, wie die Senioren in meinem bisherigen Leben. Sie sind und waren allesamt absolut großartig.