Welpengruppe – veraltet oder unbedingt notwendig?
Hast du gerade einen Welpen bei dir aufgenommen, bist du wahrscheinlich mit voller Begeisterung in dieses Abenteuer gestartet.
Du willst von Anfang an alles richtig machen, hast schon viele Tipps und Tricks bekommen und vielleicht auch schon eine Menge gelesen.
Und vielleicht bist du auch schon in der nächsten Hundeschule für die Welpenstunde angemeldet.
Das macht man halt so… oder?
In den letzten Jahren (oder Jahrzehnten) wird der typische „Abrichteplatz“ zum Glück immer kritischer betrachtet.
Früher war es normal, dass man mit dem jungen Hund abrichten geht, damit der gehorcht und damit hatte sich die Sache dann fürs restliche Hundeleben erledigt. Man lernte, streng zu sein und eben Gehorsam einzufordern.
Auf die Bedürfnisse des Hundes, seine Individuellen Eigenheiten und eventuelle Herausforderungen wurde nicht eingegangen.
Das ändert sich zum Glück nach und nach.
Doch reicht das?
Sehen wir uns das klassische Programm einer Hundeschule einfach mal an. Sitz-Platz-Fuß eventuell noch einen Rückruf und manchmal ist das Fuß auch durch „Freifolgen“ ersetzt (klingt halt schöner).
Das sind tatsächlich Dinge, die im Alltag manchmal nützlich sein können, wirklich nötig ist davon aber nichts (außer dem Rückruf).
Wahnsinn also, dass das zB auch immer noch Inhalt des niederösterreichischen Sachkundenachweis für Listenhunde ist (neben der Theorie)… die ja für ach so gefährlich gehalten werden, sodass der Halter einen Nachweis über die Kompetenz machen muss.
Der Vorteil dieser Übungen besteht darin, dass Hund und Mensch etwas gemeinsam machen und das ist natürlich gut für die Bindung.
Dann gibt es in der klassischen Welpenstunde noch das Freispiel. Die Welpen werden also abgeleint, manchmal zu 2., machmal alle gemeinsam. Und hier liegt der Hund begraben (Pun intendet).
Versteh mich nicht falsch, ein gut begleitetes Freispiel ist eine super Möglichkeit, dass die Menschen beobachten und einschätzen lernen, die Körpersprache lesen üben und die Hunde haben Spaß.
Leider allerdings ist aufgrund fehlender Kompetenz, Ablenkung oder ungeeigneter Gruppengröße/-Zusammenstellung, dieses Freispiel eine tolle Gelegenheit die kleinen Hunde schon früh zu traumatisieren.
Denn es gibt so viel zu beachten bei freiem Spiel, auch schon unter Welpen.
Es wäre ja wundervoll, wenn die sich einfach verstehen, weil sie Welpen sind und alle immer nett sind. Doch leider ist das nicht der Fall. Mobbing, Jagd & Angst gehören oft zum Bild in solchen Welpengruppen. Das wird dann kommentiert mit „der muss das lernen“, „die machen das unter sich“, „wenn du hilfst, wird er nicht sozial“ usw.
Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass diese Erfahrungen eine der ersten (wenn nicht die erste) mit unterschiedlichen Artgenossen sind. Meist kennen die Welpen ja bisher nur die eigenen Wurfgeschwister und die Eltern (also Hunde, die gleich aussehen und auch vom Typ her ähnlich sind, wie sie selbst).
Stell dir mal vor, wie es für einen kleinen Malteser sein muss, der zum ersten Mal einem Mastiff gegenüber steht.
Dass da Fingerspitzengefühl gefragt wäre, ist jetzt nicht sehr verwunderlich, oder?
Was gehört also in eine gute Welpengruppe (denn die gibt es durchaus)?
Der Fokus in dem Alter sollte definitiv auf der Sozialisation liegen (nein, das beschränkt sich nicht auf Spiel mit Artgenossen). Der Welpe sollte also ganz viele neue Dinge kennenlernen. Dabei wird natürlich im Haushalt begonnen. Doch es gibt auch ganz viele Orte, die dein Welpe kennenlernen sollte. Immerhin willst du später mal ganz viel mit deinem Hund gemeinsam unternehmen, oder?
Diese neuen Dinge sind also bestenfalls sogar individuell abgestimmt auf dich und deinen Hund.
Eine gute Welpengruppe findet also nicht (nur) auf dem Hundeplatz statt.
In Bezug auf die Übungen gibt es dann sehr viele Meinungen und Vorlieben der Trainer. Wichtig ist, dass die zu deinen eigenen passen und dein Hund Dinge lernt, die ihr auch im späteren Leben wirklich brauchen könnt.
Ich lege den Fokus deshalb gern auf Übungen, die vielleicht ein bisschen schwierig sind und jeder Hund drauf haben sollte. Das sind Kooperationssignale + Behandlungen aus dem Medical Training, Maulkorb (kann immer mal nötig sein… zB wenn das Auto steht und du Taxi oder Öffis fahren musst) und Rückruf.
Auch lockere Leine leuchtet mir ein. Wobei die Welpen ja noch nicht spazieren gehen. Es reichen also ein paar Tipps um Ziehen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Und natürlich können auch in einer guten Welpengruppe Spielpausen vorkommen.
Die sind sehr gut begleitet (der Trainer plaudert nicht, sondern hat die Augen stets auf den Welpen, erklärt evtl Körpersprache und co und greift sofort ein, wenn ein Spiel kippt) und die Welpen werden nach ihrem Temperament zusammen gelassen.
Mobbing wird sofort freundlich unterbrochen und die beiden Hunde laufen nicht mehr miteinander frei.
Versteckt sich ein Welpe, darf er sich alles erst mal aus der Entfernung ansehen oder er lernt die anderen Welpen einzeln kennen. Jedenfalls darf und soll der Mensch helfen.
Du siehst also, es geht auch wirklich toll.
Bist du dir also nicht sicher, sprich mit dem Trainer vorab und frag Dinge, die dir wichtig sind. Auch zusehen ist bei vielen Hundeschulen erlaubt (ohne Hund).
Du hast keine Welpengruppe in deiner Nähe, die wirklich gut passt?
Dann geh keinesfalls Kompromisse ein.
Stattdessen, ist ein Online-Welpenkurs eine super Alternative.
Klar, da gibt es kein Freispiel unter den Teilnehmern (außer es sind zufällig 2 nahe beieinander), doch das muss gar nicht sein.
Um das auszugleichen, kannst du dir auch geeignete Spielpartner oder sogar souveräne erwachsene Hunde, die Welpen mögen, in deinem Umfeld oder auch via Social Media suchen.
Eine Analyse der Treffen ist je nach Anbieter des Online-Kurses dann auch möglich (ich biete das zB sehr gerne an, um dich da nicht allein zu lassen).
Mit diesem ganzen Wissen gewappnet, bist du jetzt sicher bereit, mit deinem Welpen durchzustarten.
Ich würde mich total freuen, wenn ich dich dabei begleiten kann.
Online im Kurs oder im Programm (das gibt’s natürlich auch offline).
Bis demnächst 😉
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